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 CHRISTUS IN UNSEREN WUNDEN FINDEN (THERESE VON LISIEUX)

Am 29. April 1923 sprach Papst Pius XI. die heilige Therese vom Kinde Jesu und dem Heiligen Antlitz selig. Ihr Weg zur Heiligsprechung war damit eröffnet.

Seitdem sind hundert Jahre vergangen, und die tiefe Liebe von Millionen von Menschen zu ihr hat nie aufgehört. Man könnte fragen, warum? Sie hat weder ein Kompendium mit spezifischen intellektuellen Argumenten geschrieben, noch eine Enzyklopädie der Gedanken, um ein Jahrhundert brillanter Geister zu erregen, noch Bände, in denen wissenschaftliche Durchbrüche in der Kernfusion beschrieben werden.

Wenn wir mit der heiligen Therese vom Kinde Jesu und dem Heiligen Antlitz in einen Dialog treten, dann tun wir das nicht, um einen intellektuellen Diskurs zu führen. Thereses Seele war das "Ackerfeld" (1 Kor 3,9) Gottes. In jedem Augenblick ihres Lebens sehen wir eine lebendige Theologie, in der Gott selbst "in der Gewitterwolke" ihres Leidens verborgen ist (Psalm 81), und dort, wo Gott den Boden ihrer Seele bestellt, beginnt kein intellektueller, sondern ein tiefgründiger theologischer Diskurs.

"Jesus braucht weder Bücher noch Doktoren der Theologie, um die Seelen zu belehren; er, der Doktor der Doktoren, lehrt ohne Lärm der Worte".

Wenn wir die Geschichte ihrer Seele lesen, die sie in einem Akt des Gehorsams aufgeschrieben hat, beginnen wir allmählich zu erkennen, dass die Tiefen und Höhen ihres Leidens glorreiche Geheimnisse Gottes und seines Handelns in ihrer Seele wie auch in unserer eigenen offenbaren. Ihr Leben, das so kurz war, hätte uns ebenso viele Kompendien, Enzyklopädien und Bände bescheren können, die Bibliotheken bis zum Rand mit Büchern füllen, die unser begrenztes menschliches Wissen zum Ausdruck bringen.

"Unser Geliebter braucht weder unsere brillanten Taten noch unsere schönen Gedanken. Wäre Er auf der Suche nach erhabenen Ideen, hätte Er nicht Seine Engel, deren Wissen das des größten Genies der Erde unendlich übertrifft?"

Wir blättern stattdessen in ihrer Seelengeschichte, die sie zeitweise mit einer Hand verfasst hat, die zu schwach war, um ihre Feder zu halten. Wir lesen von ihren gelebten Leiden, und in jedem Leiden, das sie ertrug, finden wir das Wort Gottes, das sein lebendiges Leiden in ihrer Seele spricht. Die Tiefe ihres Eintauchens in Seine leidende Liebe lässt unsere eigene Seele über jeden menschlichen Gedanken hinaus aufsteigen und doch in geistige Tiefen hinabsteigen, die ein heiliges Wissen erfordern, das weit über den Intellekt hinausgeht. Der Glanz und die Macht der leidenden Liebe, die in Therese wohnte, wird niemals vollständig erkannt werden, weil sie im Geist Gottes gehalten wurde, und "wer hat den Geist des Herrn erkannt?" (Römer 11,14)

Therese hat das Leiden nicht geliebt. Sie liebte unseren Herrn. Und unser Herr hat gelitten. Für uns.

"Der Schmerz, zu Ihm erhoben, ist kein Schmerz mehr: Die Freude vertreibt das Unkraut, das der Kummer trug."

Er hat bestimmt, dass Therese in seine leidende Liebe hineingezogen wird, und so können wir sagen, dass sie, indem sie an seinem Leiden teilnimmt, zu unserem theologischen Diskurs, zu unserem Dialog wird. Wir sehen ihr Leben durch die Linse des Auges Gottes.

Es ist eine innere Reise, und die Eingebungen des Heiligen Geistes auf unserer Reise lassen den Intellekt zum Schemel der Seele werden, wo die göttliche Stille jeden glänzenden Gedanken zum Schweigen bringt, der nicht von Ihm selbst stammt, und allmählich geschieht ein Wunder der Verschmelzung, der Vereinigung.

"Gott allein kann das Herz zum Klingen bringen."

Wenn wir in den Dialog mit der heiligen Therese vom Kinde Jesu und dem Heiligen Antlitz treten, finden wir Trost für unsere Seele. Wir finden ihn in der Tiefe ihrer Liebe zur leidenden Liebe verborgen. Ihre Worte können dazu führen, dass unsere Seele aufsteigt, die Ewigkeit berührt und dann zurückkehrt und in unseren täglichen Momenten versucht, so zu leben, wie sie geliebt hat. Die Spiritualität ihres "kleinen Weges" ist unsere Eingangstür.

Wenn man sich angezogen fühlt, Thereses Weg der "Kleinheit" zu gehen, lernt man sehr schnell, dass es nichts "Kleines" an der Reise in die spirituelle Kleinheit gibt. Aus Thereses eigenem tiefem Leiden lernen wir, dass, wenn wir uns Gott nähern, "...Schwäche keine Belastung ist. Sie ist in der Tat ein Vorteil".

Wir lernen, dass ihre "kleine Lehre" die "Essenz ihrer Spiritualität" ist und dass sie Opfer und Liebe beinhaltet. Diese beinhalten schmerzhafte Lektionen in Demut durch Demütigungen, Lektionen in Selbstvergessenheit, Selbstentäußerung, Selbstverleugnung, Selbstaufgabe, um inneren Raum zu schaffen, so dass die Seele ganz und gar für die Ankunft des Göttlichen, der trinitarischen Gegenwart, verfügbar wird.

"Wie wenige gibt es, die das Scheitern und die Schwäche akzeptieren, die sich damit zufrieden geben, sich selbst am Boden zu sehen und von anderen dort gefunden zu werden."

Jesus, die göttliche Demut, deren Name Liebe ist, nimmt dankbar den begrenzten Raum an, den wir Ihm zugestehen. Und seine Gegenwart macht unsere Kleinheit heilig.

Therese lehrt uns ihren "Weg", um unsere Schritte auf dieser geistlichen und inneren Reise zu beschleunigen. Wenn wir ihren eigenen Schritten in die geistliche "Kleinheit" folgen, lernen wir, dass Liebe und Leiden untrennbar miteinander verbunden sind, dass wir nicht lieben können, wenn wir nicht bereit sind zu leiden.

"Meine Buße bestand darin, meinen Willen zu brechen, der immer so bereit war, sich anderen aufzudrängen, eine Antwort zurückzuhalten, kleine Dienste ohne Anerkennung zu leisten".

Das griechische Wort für Wunde ist Trauma. Therese war zutiefst traumatisiert und litt unter lebenslangen emotionalen Wunden, die ihrem "Schattenselbst" Gestalt gaben. Diese Formen entstanden durch die verheerenden Auswirkungen der mütterlichen Trennung und anderer Ereignisse, die ihre emotionale Entwicklung zutiefst beeinträchtigten.

Was uns auffallen muss, ist, dass GOTT DIESE TRAUMAS, DIESE WUNDEN, NICHT VON IHR ENTFERNT HAT.

Er schenkte ihr seine Gnade, zu verstehen, dass ihre emotionalen Wunden kein Hindernis für ihr geistliches Wachstum waren, sondern vielmehr den Kontext für ihr Wachstum in der Heiligkeit bildeten. Therese beschloss, bis zu ihrem Tod darum zu kämpfen, Jesus Christus in ihrem erlaubten Leiden, in den Wunden ihres Schattenselbst zu finden.

"Es ist Gottes Wille, dass ich bis zum Tod kämpfe".

Therese lehrt uns, dass unsere seelischen Wunden, unser täglicher Kummer, unsere Prüfungen, unsere Erinnerungen, die noch immer schmerzen, wenn wir um Gottes Gnade bitten, zum KONTEXT FÜR UNSERE HEILIGKEIT, UNSERE HEILIGKEIT werden.

Ihre frühen Jahre zeigen uns, dass die Verwundung ihre Gefühle beherrschte, und für uns können sie auch die Stimme Gottes in unserer Seele zum Schweigen bringen. Sie hilft uns zu erkennen, dass gerade in unseren Wunden Gottes Gaben wie Mut, Demut und Tapferkeit uns den Sieg über unsere Verletzungen in Vergangenheit und Gegenwart schenken. Aus ihrer unheilbaren Krankheit schöpfen wir Weisheit über ihre Hingabe an den Willen Gottes. Wir meditieren über ihre "Art", seine Liebe MIT unserem Leiden zu umarmen, und mit Gottes Gnade versuchen wir, ihr in unseren eigenen Glaubensprüfungen nachzueifern.

Mit Therese werden wir "den Lohn genießen, der denen versprochen ist, die mutig kämpfen".

"Hebe immer wieder deinen Fuß, um die Leiter der Heiligkeit zu erklimmen, und bilde dir nicht ein, dass du auch nur die erste Stufe erklimmen kannst... 

Alles, was Gott von euch verlangt, ist guter Wille."



(Verweis auf: Therese vom Kinde Jesu und dem Heiligen Antlitz; Mark Foley OCD, Aloysius Rego OCD)

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